Ohlsson, Kristina by Sterntaler

Ohlsson, Kristina by Sterntaler

Autor:Sterntaler
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


33

MIT EINER SACHE KONNTE SICH Diana Trolle nicht abfinden, und das war die Schwangerschaft ihrer Tochter. Mit allem anderen würde sie auf lange Sicht leben und umgehen können. Doch nicht damit, dass sie den Grad der Vertrautheit, die zwischen ihr und Rebecca herrschte, falsch eingeschätzt hatte.

Diana hatte in der Vorstellung gelebt, dass sie und ihre Tochter alles miteinander teilten. Mit dem Sohn war das anders gewesen, er hatte mehr mit seinem Vater gemeinsam gehabt. Diana hatte diese Rollenverteilung nie infrage gestellt, sondern als natürlich akzeptiert.

Sie und der Vater der Kinder hatten schon früh gemerkt, dass sie nicht füreinander geschaffen waren. Während andere Paare sich nach und nach auseinanderlebten, hatten sie und ihr Exmann festgestellt, dass sie einander niemals nahe genug gestanden hatten. Die Trennung war undramatisch vonstattengegangen, ihr Exmann war einfach eines Tages ausgezogen und hatte den Sohn mitgenommen, sich drei Stadtviertel weiter niedergelassen und dort so lange gewohnt, bis die Kinder weiterführende Schulen besuchten. Dann war er nach Göteborg gezogen, und sie hatten immer seltener Kontakt gehabt.

Rebecca hatte immer einen besonderen Platz in Dianas Herzen eingenommen. Nicht einen besseren Platz als der Sohn, aber einen besonderen. Es hieß nicht zu Unrecht, dass Eltern immer ein stärkeres Band zu ihrem erstgeborenen Kind entwickelten. Für Diana traf genau das zu. Die Tochter, die sie einmal unter dem Herzen getragen hatte, war etwas ganz Spezielles, das perfekte Mosaik aus Eigenschaften, die sie von ihren Eltern ererbt und dann mit ihrer eigenen, einzigartigen Persönlichkeit vermischt hatte, sowohl was ihr Aussehen als auch was ihre Seele anging.

An dem Abend, da sie geboren worden war, hatten Diana und ihr Mann dagestanden und dem Kind beim Schlafen zugesehen.

»Sie gleicht uns beiden«, hatte Diana gesagt.

»Sie ist ihr Eigenes.«

»Es schadet nichts, ein Erbe zu haben.«

Wie hatten diese Worte sie nicht in den letzten zwei Jahren umgetrieben, als Diana sich eingestehen musste, dass diese Erkenntnis das Einzige war, was ihr noch blieb. Während der ersten Tage der Suche hatte sie es noch geschafft, Ruhe zu bewahren. Sie hatte ihren Exmann angerufen, ihn informiert und ihm davon abgeraten, nach Stockholm zu kommen. Rebecca würde schließlich bald wieder zurück sein.

Doch schon am nächsten Tag stand er vor ihrer Tür. Er blieb neunzig Tage, schlief auf Dianas Sofa und weinte in ihren Armen, wenn die Trauer ihn übermannte.

Neunzig Tage. So lange dauerte die aktive Suche nach der Tochter. Dann gab es eine Veränderung. Als Diana Alex Recht im Polizeirevier besuchte, spürte sie, dass mit einem Mal andere Prioritäten galten. Die Anzahl Ermittler, die noch nach Rebecca suchten, war geringer geworden. Und Alex hatte seine großen Hände auf ihre Schultern gelegt und gesagt: »Wir werden nie aufhören, nach ihr zu suchen. Aber wir müssen akzeptieren, dass die Chance, sie lebendig wiederzufinden, inzwischen nur noch gering ist. Zumindest müssen wir hier bei der Polizei das so sehen.«

Er ließ die Konsequenz dessen, was er da gesagt hatte, offen. Er musste sein Personal neu sortieren und hatte zudem eine neue Gruppe zu leiten.

»Wie immer Sie sie finden – ich will einfach nur wissen, was ihr zugestoßen ist«, hatte Diana gesagt.



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